Gesundheitswesen 2008; 70(8/09): e22-e28
DOI: 10.1055/s-2008-1081206
Original

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Attitudes to Cesarean Delivery: The View of Cesarean Section Mothers

Einstellungen zum Kaiserschnitt nach einer Schnittentbindung: Die Sicht der MütterP. Kolip 1
  • 1Universität Bremen, Fachbereich 11, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen
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Publication Date:
10 September 2008 (online)

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Abstract

Objective: This study analyses the attitudes to cesarean section of women who have undergone a section. The subjects of the study are differentiated into primiparous and multiparous women and women with planned and intrapartum sections.

Design: A total of 2 685 women from a statutory health insurance fund who had given birth by cesarean section in the year 2004 were questioned (response rate: 48%; n=1 339). A written questionnaire was used to assess the reasons for cesarean section as well as to explore the three following attitude areas: the right to choose the mode of delivery, safety and childbirth risks, lifestyle factors.

Results: 771 women (57.6%) were primiparous, 560 women (41.8%) were multiparous, 8 women (0.6%) did not answer the question about previous births. 346 had a repeat section, 53 had been delivered once (3 twice) with a vacuum extractor or forceps. In 733 women (54.7%) a planned cesarean section was performed, 606 women (45.3%) had an intrapartum cesarean section. Two-thirds (61.1%) agreed with statements that emphasised the woman's right to choose the mode of delivery. Another two thirds (68.9%) stated that cesarean sections should be reserved for emergency situations and that women should always try to deliver vaginally. In relation to operation risks and the safety of cesarean sections, the women had varying opinions. The answers to the lifestyle questions were also quite varied. Women with planned sections emphasised a woman's right to choose more strongly than women with intrapartum cesarean delivery and assessed the risks to be lower. There was almost no difference between primiparous and multiparous women in all three attitude areas.

Conclusions: The results clearly show the ambivalent situation in which women find themselves. Although they are aware of the social changes in obstetrics, they still do not consider a cesarean section as an option for themselves unless indicated.

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Die Studie untersucht die Einstellung zum Kaiserschnitt von Frauen, die selbst per Sectio entbunden haben. Im Zentrum der Studie steht zum einen ein Vergleich zwischen Erst- und Mehrgebärenden und zum anderen zwischen Frauen mit primärem und sekundärem Kaiserschnitt.

Methodik: 2 685 Frauen der Gmünder Ersatzkasse, die im Jahr 2004 per Kaiserschnitt entbunden haben, wurden in die Befragung einbezogen (Responserate: 48%, n=1 339). Ihnen wurde im Juli 2005 ein Fragebogen postalisch zugesandt, der die Gründe für den Kaiserschnitt ebenso ermittelte wie die Einstellung zum Kaiserschnitt, die mit drei Skalen erfasst wurde: Selbstbestimmungsrecht bei der Wahl des Geburtsmodus, Sicherheit und Geburtsrisiken und Lebensstilfaktoren.

Ergebnisse: 771 Frauen waren Erstgebärende (57,6%), 560 waren Mehrgebärende (41,8%), 8 Frauen beantworteten die entsprechende Frage nicht (0,6%). 346 hatten bereits früher eine Kaiserschnittgeburt, 53 haben bei einer vorherigen Geburt per Zange oder Saugglocke entbunden (3 Frauen hatten bereits zwei vaginal-operative Entbindungen). 733 Frauen (54,7%) hatten eine primäre Schnittentbindung, bei der die Entscheidung zum Kaiserschnitt vor dem Einsetzung muttermundswirksamer Wehen erfolgt, 606 hatten einen sekundären Kaiserschnitt (45,3%). Zwei Drittel (61,1%) stimmten den Aussagen zu, die ein Selbstbestimmungsrecht der Frauen zum Geburtsmodus betonen. Ebenfalls zwei Drittel (68,9%) waren der Ansicht, dass ein Kaiserschnitt Notfallsituationen vorbehalten bleiben sollte und dass Frauen auf jeden Fall versuchen sollten, ihr Kind vaginal zu entbinden. In Bezug auf Geburtsrisiken und Sicherheitsaspekte waren die Frauen geteilter Ansicht. Gleiches gilt für die Meinungen zu den Lebensstilfaktoren. Frauen mit einem primären Kaiserschnitt betonen das Recht auf Selbstbestimmung stärker als Frauen mit sekundärer Sectio und schätzten die Risiken als niedriger ein. Erst- und Mehrgebärende unterschieden sich kaum in den Einstellungen zum Kaiserschnitt.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse verdeutlichen die Ambivalenz, in der sich schwangere Frauen befinden. Obwohl sie die Veränderungen in der Geburtshilfe wahrnehmen, sehen sie den Kaiserschnitt für sich selbst nur als eine Option in Notfällen.

Literatur

Correspondence

Prof. Dr. P. Kolip

Universität Bremen

Fachbereich 11

Institut für Public Health und Pflegeforschung

Grazer Str. 2

28359 Bremen

Email: kolip@uni-bremen.de